Für viele Menschen - und das schließt Unternehmer natürlich mit ein - ist der Jahresbeginn eine Zeit, in der man sich mal wieder aufs Erreichen der ganz großen Ziele besinnt.
Man muss jedoch vorsichtig sein, dass einen dieser wiederentfachte Ehrgeiz nicht vom richtigen Pfad abbringt. Denn eines steht fest: Niemand hat genügend Zeit, Energie und Fokus, um alle Ideen und Pläne zu verwirklichen.
Prioritäten zu setzen, ist bekanntlich schwierig. Packt einen die Begeisterung, glaubt man fälschlicherweise ja meist, dass jede neue Idee, die man für das Unternehmen hat, umgesetzt werden kann. Oder, noch viel schlimmer: dass sie unbedingt umgesetzt werden muss. Es könnte ja sein, also vielleicht und möglicherweise, dass das Unternehmen dadurch wächst.
Aber kein Grund zur Sorge. Trotz all der verlockenden “glänzenden neuen Dinge”, die man im neuen Jahr ausprobieren könnte, kannst du deine Ziele erreichen und dein Unternehmen beträchtlich voranbringen. Wichtig ist, dass du dich auf die Aufgaben fokussierst, die zu nachhaltigen Ergebnissen führen – d. h. die Arbeiten, bei denen man sich die Hände schmutzig macht - und von denen jeder eigentlich schon weiß, dass man sie tun sollte.
Niemand hat genügend Zeit, Energie und Fokus, um alle Ideen und Pläne zu verwirklichen.
Es würde den Rahmen eines einfachen Blog-Posts sprengen, eine Strategie für das ganze Jahr zu erarbeiten.
Durch die Arbeit bei Shopify können wir trotzdem ein paar nützliche Tipps geben, da wir andauernd Feedback von unseren Lesern und Händlern erhalten. D.h. Online-Store-Besitzer wie Sie erzählen uns ständig von ihren Herausforderungen und Chancen.
Dabei fallen uns Muster, bzw. “weit verbreitete Dinge”, auf, die im E-Commerce wirklich etwas zu bewirken scheinen. Drei Säulen, die für den Erfolg eines Onlineshops unerlässlich sind (und die sich auf absehbare Zeit auch nicht ändern werden), stellen wir hier kurz vor:
1. Meistere die glanzlosen Dinge
In fast jeder Branche hört man, dass sich Wettbewerbsvorteile von früher aufgelöst hätten. Einen echten Status quo gäbe es nicht mehr. Unternehmen übernehmen (und imitieren), was funktioniert. Was gestern noch innovativ und ein Unterscheidungsmerkmal war, ist heute eine elementare Kundenerwartung.
Das bedeutet aber nicht, dass diese Funktionen weniger wichtig wären. So verkünden Analysten ja seit einer Weile, dass außergewöhnlicher Kundenservice der neue Standard sei. Nur: Allein diese Erkenntnis macht es ja nicht einfacher, einen solchen zu leisten.
Diese Exzellenz im Kundenservice reicht möglicherweise noch nicht ganz aus, um dein Unternehmen von anderen abzugrenzen. Trotzdem muss Kundenservice perfekt umgesetzt werden, weil er das Fundament für alles andere darstellt. Um den Service rund um den Kunden gut auszuführen, muss man einerseits Probleme bewältigen und andererseits herausfinden, wie sich Probleme von vornherein vermeiden lassen. Hier ein paar Beispiele:
- Versand und Fulfillment. An Lieferversprechungen und Versand denken die meisten Leute oft erst, wenn ein Problem auftritt.
- Cashflow-Management. Es verhilft deinem Unternehmen vielleicht nicht zum Erfolg, aber falsche Prognosen zu machen, ist ein todsicheres Mittel, dein Geschäft zu zerstören.
- Kundenservice. Obwohl es natürlich von Vorteil sein kann, für die richtige Art von Freude zu sorgen, ist es den meisten Kunden (in den meisten Fällen) jedoch am liebsten, wenn du mit ihnen überhaupt keinen Kontakt aufnehmen musst.
2. Nutze das "Unmessbare" zu deinem Vorteil
Ein Unternehmen sollte auf die Merkmale setzen, die schwer zu kommerzialisieren und zu kopieren sind. Branding und das Kundenerlebnis sind ein guter Anfang.
Mir fällt immer wieder eine Passage aus Shoe Dog ein, die Phil Knight, Mitbegründer und ehemaliger CEO von Nike, geschrieben hat: “Ähnlich wie Bücher vermittelt auch Sport den Leuten das Gefühl, als hätten sie andere Leben gelebt und an den Erfolgen anderer Leute teilgenommen. Und an den Niederlagen. Im besten Falle ist es beim Sport so, dass die Seele des Fans mit der des Sportlers verschmilzt.” Man kann ja sagen, was man will, aber bestimmt nicht, dass es Nike an Verständnis für den Gesamtkontext, in dem die eigenen Produkte eingesetzt werden, mangelt.
Es gibt viele Produkte, die nicht nur in unser Haus, unsere Autos oder unsere Taschen passen müssen - sondern auch zu unserem Lifestyle. Aus diesem Grund spielen “weiche” Faktoren oft eine entscheidende Rolle, manchmal sogar eine größere als die eigentliche Qualität der Produkte.
3. Wachse, aber mit einem Plan
Auch wenn es gelegentlich verwirrend ist, ein Unternehmen zu führen, musst du nicht jedes Problem neu lösen. Einige wurden bereits vor Jahren von anderen gelöst. Man muss ja auch für ein Fahrrad keine neuen Reifen erfinden, sondern kann auf eine Lösung “von der Stange” zurückgreifen.
Nichtsdestotrotz kannst du mit "maßgeschneiderten" Lösungen am meisten punkten. Erfolgreiche Geschäfte verstehen ihre Kunden hundertprozentig und passen ihr Marketing dem Markt an, anstatt alle möglichen Taktiken zusammenzuschustern. Das ist, was wir mit “wachsen nach Plan” meinen: Verzichte auf den Trend der Woche und entscheide dich stattdessen für eine Strategie, die zu deinem Unternehmen passt. Übertrieben gesagt heißt das: Es ist egal, wie viele Leute mittlerweile auf Pinterest unterwegs sind, ich bin mir nicht sicher, dass sie immer noch keine Radmuttern in dem Netzwerk verkaufen werden.
Erfolgreiche Geschäfte verstehen ihre Kunden hundertprozentig und passen ihr Marketing ihrem Markt an.
Und obwohl schlaue E-Commerce-Unternehmer natürlich mit einem Plan beginnen, ist ihnen auch bewusst, dass es normalerweise ein aussichtsloser Kampf ist, gegen den Strom zu schwimmen: Sich in einem wachsenden Markt zu befinden, ist besser als in einem schrumpfenden. Außerdem ist es leichter Produkte zu finden, die die Leute kaufen wollen, als neue Wege zu finden, die Leute dazu zu bringen, Produkte kaufen zu wollen.
Das weitere Vorgehen
Kapitalanleger Charlie Munger ist unter anderem berühmt für die Aussage: “Der Grund, weshalb unsere Ideen sich nicht schneller verbreitet haben, ist, dass sie zu einfach sind.” Er sprach über den Widerwillen der Finanzwelt, die Methode des "Value Investing" zu übernehmen, die Benjamin Graham wegbereitend entwickelt hatte und die von Munger und Warren Buffett bei Berkshire Hathaway angewandt wurde.
Mit diesem Kommentar entlarvt er eine interessante Marotte im menschlichen Verhalten: Manchmal wollen wir im Unterbewusstsein, dass die Dinge kompliziert sind. Wenn etwas kompliziert ist, gibt es einen Grund oder eine Entschuldigung dafür, abgelenkt zu sein. Und wenn Dinge “kompliziert” sind, können wir uns insgeheim die Erlaubnis erteilen zu versagen.
Ich will nicht behaupten, dass es einfach ist, ein Unternehmen aufzubauen. Ganz und gar nicht. Aber zu erkennen, was wichtig ist, ist meist weniger kompliziert, als wir uns eingestehen wollen. Biete ein Produkt an, das die Leute wollen. Sei eine Marke, mit der die Leute in Verbindung gebracht werden wollen. Erreiche operationelle Exzellenz bei den glanzlosen Dingen. Wachse mithilfe einer Strategie, die zum Markt und zu deinem Unternehmensmodell passt. Es ist so einfach und gleichzeitig schwierig.
Dieses Jahr versprechen wir, dir dabei zu helfen, die anspruchsvolle aber durchaus lohnende Arbeit in Angriff zu nehmen, die den Wachstumskurs deines Unternehmens verändern kann. Wir werden all das, was wir oben angesprochen haben (und noch vieles mehr!) mithilfe unserer Community an Händlern, Kollegen und Partnern ganz genau unter die Lupe nehmen und es dir in diesem Blog näherbringen.
Wir hoffen, du bist dabei. Es gibt keine bessere Zeit anzufangen als hier und jetzt.
Geposted von Hendrik Breuer: Hendrik ist Redakteur des deutschen Shopify-Blogs. Möchtest du einen Gastbeitrag veröffentlichen? Dann lies bitte zuerst diesen Leitfaden. Hendrik erreichst du übrigens auch auf Twitter.
Dieser Artikel von Gregory Ciotti erschien ursprünglich auf Englisch im Shopify.com-Blog und wurde übersetzt von Freddie Debachy.
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